17
Nov
2011

Daniel in der Löwengrube

Neues aus dem Main-Kinzig-Kreis:

Die Abstrafung des Kreistagsmitgliedes der Grünen, Daniel Mack, tritt nun in die entscheidende Phase. Sie haben vielleicht darüber gelesen: Der junge Mann hatte über den Internetdienst „Twitter“ Kurznachrichten versendet, in denen er eigene Meinungen vertreten haben soll. Seine Mitteilungen sollen nicht mit den Diskussionsprozessen innerhalb der grünen Fraktion in Einklang gestanden haben. Es wurde also ein Tatbestand daraus.

Wegen seiner Vergehen musste Daniel Mack zunächst seinen Posten als stellvertretender Vorsitzender räumen. Inzwischen heißt es, er solle ganz und gar die grüne Fraktion verlassen.

Stellvertretender Vorsitzender, das ist bei den Grünen Main-Kinzig ganz offenbar ein wichtiges Amt. Man darf es nicht für das Verbreiten eigener Meinungen mißbrauchen. Man darf nur solche Stellungnahmen abgeben, die durch einen sogenannten fraktionsinternen Meinungsbildungsprozess gegangen sind.

Spannend finde ich, dass Daniels frischgewählter Nachfolger nun auch, lt. "Hanauer Anzeiger" vom 15.11.11, von einem vertraulichen Prozeß der „Willensbildung“ gesprochen hat. Ich vermute, dieser Prozeß einer internen Willensbildung läuft in der grünen Kreistagsfraktion so ab: Wenn man sich dort irgendwann eine gemeinsame Meinung gebildet hat, dann verfestigt sich die gemeinsame Meinung im Moment der Abstimmung zu einem gemeinsamen Willen. Die gemeinsam gefundene Meinung friert dann sozusagen ein. Es herrscht ab nun der Wille. Vom gefundenen Willen abweichende, öffentlich verkündete Meinungen werden fortan nicht mehr geduldet. Ein stellvertretender Vorsitzender hat sich daran zu halten, oder er muss seinen Posten räumen. Und diese Regel gilt auch für ein einfaches Fraktionsmitglied. Folglich muss Daniel Mack nun auch die Fraktion verlassen.

Wo der Wille herrscht, wird bekanntlich durchgegriffen. Ich fürchte, dass der Daniel dagegen keine Chance hat. Selbst wenn er jetzt öffentlich Selbstkritik üben und gar versprechen würde, seinen iPhone-Vertrag zu kündigen, dann würde ihm das nicht mehr helfen. Denn der Daniel hat im Sinne seiner Parteifreunde nicht nur einen Regelverstoß begangen. Der tiefere Vorwurf an ihn lautet nämlich, dass er einer sei, dem man nicht vertrauen könne. Das aber ist ein bodenloser Vorwurf. Einer mit härtester Ausgrenzungsqualität.

Ich habe inzwischen einige Bewunderung dafür gewonnen, wie artig der Daniel bis heute bleibt. Wie gefaßt er sich das gefallen läßt. Wie er sich immer noch standhaft mit politischen Argumenten verteidigt, wo seine früheren grünen Freunde schon längst munter damit befaßt sind, die Person zu demontieren. Davor ziehe ich den Hut.

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jusupi - 19. Nov, 00:10

Hut ab!

Das denke ich auch, wenn ich beobachte, wie Daniel Mack die Nerven behält.
Die Grünen in MKK und auch in Hanau geben z.Zt. in der Öffentlichkeit eine beschämende Vorstellung.

Wallonisch

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