Z-Blog (Das Abstellgleis)

Fütterung

Mein Girokonto übermittelt mir stets dieselbe Botschaft. Diese Botschaft lautet: "Füttere mich!". ... Die Botschaft wird regelmäßig und sehr nachdrücklich vorgetragen. Das geschieht normalerweise vermittels kleiner Zettel, die ein Gerät namens "Kontoauszugsdrucker" auswirft. Dort treibt es mich immer wieder hin. Die Zettel gibt es umsonst.

Um dem penetranten „Füttere mich!“ Nachdruck zu verleihen, bedient sich mein Girokonto in aller Regelmäßigkeit eines Folterinstrumentes namens "Überziehungskredit". Das ist seine Wunderwaffe. Mein Girokonto muss ihren Einsatz lediglich andeuten, in Form eines kleinen Minuszeichens vor einer unangenehm hohen Zahl. Das reicht schon. Dann spure ich. Um die Bedürftigkeit meines Girokontos zu stillen oder wenigstens zu lindern, bin ich gezwungen, ständig Maßnahmen zu ergreifen. Mein Girokonto verweigert meinen Bemühungen jedoch in aller Regel die Anerkennung. Mir scheint manchmal sogar, als ob das Girokonto sein "Füttere mich!" nur um so intensiver äußert, je mehr ich zufüttere.

Manchmal denke ich: mein Girokonto benimmt sich im Grunde wie ein Baby. Beim Sägen des Kontoauszugsdruckers assoziiere ich dann nächtliches Babygeschrei.

Mann und Technik

Ein neuer Toaster musste ins Haus. Für 19,90 Euro hatte der gewissenhafte Familienvater ein Gerät der mittleren Preisklasse erstanden. Da stand es also frisch ausgepackt auf dem Küchentisch, das gute Stück. In grau-beige. Farblich sind die 50er wieder im Kommen.

Zunächst heißt es: die Gebrauchsanweisung studieren. Der Blick fällt auf die Sicherheitshinweise. Da steht zu lesen: BENUTZEN SIE DEN TOASTER NUR UNTER AUFSICHT. Was die Vermutung aufkeimen lässt, dass dieses Gerät von Zeit zu Zeit ein verdächtiges Eigenleben zu entwickeln scheint. Weiter heißt es: DER TOASTER WIRD HEISS, VERBRENNUNGSGEFAHR! - Potztausend. Wer hätte das gedacht.

Bevor man nun auf Risiko geht und also den Stecker in die Dose verbringt, fällt noch ein warnendes DIE ANSCHLUSSLEITUNG NICHT HERUNTERHÄNGEN LASSEN ins Auge. Von wo? Egal. Einfach mal angeschaltet, sagt sich der mutige Hobby-Installateur. - Der prüfende Blick in den heißen Bereich zeigt: das Ding tut’s. Und beginnt zu stinken. Nach Epoxidharz, oder wer weiß was sonst. Wahrscheinlich wird dieser Toaster erst einmal zwei Stunden lang unter voller Leistung ausgeheizt werden müssen, bevor man darin die erste Brotscheibe rösten kann.

Irgendwelche andere Manipulationen sind übrigens streng verboten: NICHT MIT DEN FINGERN ODER GEGENSTÄNDEN IN DEN RÖSTSCHACHT HINEINLANGEN, steht in den Sicherheitshinweisen.

„Wegen der Farbe hättest Du aber ruhig erst mal mich fragen können“, kommentiert die inzwischen hinzugetretene Ehefrau ungerührt.

Nicht jedes Kauferlebnis muss zugleich in ein Erfolgserlebnis ausarten.
Wallonisch

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