Der Sport!

Dann kam Matthäus

Jürgen B., unumstrittene Torwartlegende der Eintracht Oberissigheim, erzählte mir neulich in einer Bruchköbeler Gaststätte, beim Gucken des Eintracht-Spiels gegen Borussia Mönchengladbach (0:1), von einem eigenen Erlebnis auf dem grünen Rasen.

Es muss so etwa 1982 gewesen sein, als Borussia Mönchengladbach einmal nach Langendiebach kam. Der Anlass war ein Freundschaftsspiel gewesen. Ich glaube, es ging damals um ein Vereinsjubiläum.

"Die machten mächtig Druck, aber eine Halbzeit lang hielten wir gut mit", so mein Gesprächspartner. "Wir ließen bis zur Pause nur zwei Tore zu."

Das war sicherlich enorm, denn Borussia Mönchengladbach gehörte auch schon zu jener Zeit zur Elite im deutschen Fussball. Die wirklich große Zeit der Borussen waren zwar die 70er Jahre gewesen (Heynckes, Netzer, Büchsenwurf), aber auch in den 80ern machte man durchaus noch sportliche Schlagzeilen. Und war sich dabei auch nicht zu schade, in das kleine Langendiebach zu kommen. Mehrere tausend Zuschauer hat das damals angelockt.

"Die haben das Spiel wirklich ernst genommen", so mein Gesprächspartner. "Und wir boten ihnen eine Halbzeit lang Paroli."

Jürgen B. hielt kurz inne. "Aber dann kam Matthäus."

Ich: "Dann kam, wer bitte?"

"Matthäus. Der Lohdar", so mein Gesprächspartner trocken.

"Im Ernst?"

"Ja, wirklich. Der spielte doch damals noch für Gladbach".

Als ob ich das nicht wüsste. Aber der leibhaftige Lothar Matthäus - in Langendiebach? Das hatte ich nicht gewusst.

"Am Ende verloren wir 9:2", so Jürgen B. trocken.

Auf der Leinwand unserer Gaststätte, also im aktuellen wirklichen Leben, erzielte nun die heutige Borussia das 1:0 gegen die Eintracht. Das wollte nun erst einmal kräftig beschimpft werden.

Als sich dann die Stimmung wieder beruhigt hatte, sagte ich zu Jürgen B.: "Es hat also damals in Langendiebach einen Lothar Matthäus gebraucht, um Euch am Ende in die Knie zu zwingen!"

"Meine Rede."

Zuhause stöberte ich dann im Internet nach Daten über Lothar Matthäus. Ich fand heraus, dass er seinen Stammplatz in der Nationalelf in den Jahren 1982 bis 1984 erobert hat. Seine Karriere ist also nach dem Spiel in Langendiebach erst richtig losgegangen.

Und später hat er dann zu Bayern München gewechselt. Alle überragenden Spieler wechseln irgendwann zu Bayern München.

Aber die wirklichen Sprungbretter fürs Leben, die stehen bisweilen an ganz unscheinbaren Plätzen. Zum Beispiel in Langendiebach.

Schau mer mal

Die sichere Seite

Die Stiftung Warentest hatte sich erlaubt, die WM-Fussballstadien auf ihre sichere Benutzbarkeit und Kundenfreundlichkeit hin zu überprüfen.

Weil das Ergebnis bei einigen wenigen Stadien nicht im Sinne der WM-Organisatoren ausgefallen ist, war das Geschrei groß. Nicht etwa über die festgestellten Mängel, sondern über die Frechheit der Stiftung Warentest, überhaupt Kritik zu üben. Sogar der Franzl Beckenbauer, dessen Sachverstand, wie bei Kaisern üblich, für deutsche Journalisten schon seit Jahren über alle Zweifel erhaben ist (egal zu welchem Thema), hat a bisserl auf die Warentestler g’schimpft.

Mich hat die scharfe Reaktion verwundert. Zufällig habe ich mal in einem Stadion live miterlebt, wie es aussieht, wenn Menschenmassen auf Treppenstufen außer Tritt geraten und buchstäblich eine Lawine in Bewegung gerät.

Und wie ich meiner Tageszeitung entnehmen konnte, erwägt der Bundesinnenminister zum Zwecke der WM-Sicherheit sogar den Einsatz von Bundeswehr und AWACS-Überwachung (wofür vermutlich der Steuerzahler aufzukommen hat) – da sollte doch, wie ich finde, wenigstens auch dem Sicherheitsaspekt bei den Abmessungen von Treppenstufen oder Geländern an öffentlichen Gebäuden Genüge getan sein. Lieber ein Fragezeichen zuviel, als eins zuwenig.

Ich meine, bei den Eintrittspreisen ist das allemal zu verkraften.
Wallonisch

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